Ü B E R S I C H T |
Lily |
Erstellt am: 16.04.2009 : 06:09:54 Uhr QUELLE 20 MIN. 16.4.09
Ganz ohne Männchen Girls Only im Ameisenhaufen Eine südamerikanische Ameisenart setzt kompromisslos auf Frauenpower und hat die Männchen komplett abgeschafft. In den Kolonien existieren ausschliesslich genetisch identische Weibchen.
Forschung um Anna Himler von der Universität von Arizona in Tucson publiziert im Fachmagazin «Proceedings of the Royal Society B», (Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1098/rspb.2009.0313).
Obwohl eine solche Vermehrungsstrategie beträchtliche Nachteile mit sich bringt, ist die Ameisenart Mycocepurus smithii weit verbreitet – die Vorteile für die Ameisen scheinen also die Nachteile zu überwiegen. Möglicherweise vermeiden die Ameisen durch die nahe Verwandtschaft Konflikte zwischen Königinnen und Arbeiterinnen.
In früheren Studien hatten Forscher bereits über 200 Ameisennester untersucht, ohne jemals auf ein Männchen zu stossen. Die Forscher sammelten nun für ihre neue Studie in Panama fünf verschiedene Kolonien und beobachteten sie fünf Jahre lang im Labor. Während dieser Zeit schlüpfte kein einziges Männchen. Als die Forscher zusätzlich jeweils das Erbgut von Königinnen und Arbeiterinnen aus zwölf weiteren Kolonien verglichen, stellten sie fest, dass es identisch und die Arbeiterinnen somit Klone der Königinnen waren. Da sich die Geschlechtsorgane der Königinnen bereits zurückgebildet hatten, müsse die Umstellung auf die männerfreie Jungfernzeugung schon länger zurückliegen.
Nun suchen die Wissenschaftler nach dem Grund für diese Fortpflanzungsform. Da bei der asexuellen Vermehrung die genetische Durchmischung fehlt, sinkt normalerweise nach und nach die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten. Die meisten Lebewesen vermehren sich daher sexuell, obwohl diese Art der Fortpflanzung sehr zeit- und energieaufwendig ist. Die Vermutung, die Ameisen könnten von Parasiten befallen sein, die wiederum die Jungfernzeugung auslösen, bestätigte sich jedoch nicht.
Der Meuterei vorbeugen
Vorstellbar sei allerdings, dass die Ameisen durch die asexuelle Vermehrung Konflikte zwischen Königinnen und Arbeiterinnen vermeiden, erklären die Forscher: Je näher die Verwandtschaft, desto stärker unterstützen die Arbeiterinnen ihre Königin. Umgekehrt gilt, je geringer der Verwandtschaftsgrad, desto höher ist das Risiko von Meutereien.
Allerdings scheinen die Ameisen einen Trick zu nutzen, um genetisch nicht völlig in eine Sackgasse zu geraten: Die Tiere kultivieren im Gegensatz zu anderen Arten nicht nur eine einzige Pilzart in ihren Nestern, sondern bauen in unterschiedlichen Nestern unterschiedliche Arten an. Dadurch müssen sie sich immer wieder an neue Gegebenheiten anpassen, was die Folgen der asexuellen Fortpflanzung nach Ansicht der Wissenschaftler mildern könnte.
Mascha Schacht, wissenschaft.de |
|
|